Das Wohnzimmer meiner Grosseltern war in meiner Kindheit ein Raum von grosser Bedeutung. Das schmale und lange Zimmer war in zwei ungefähr gleich grosse Bereiche unterteilt: Den Wohn- und den Essbereich. Im Wohnbereich befand sich ein kleines Bett, das mit einer bunten geblümten Bettwäsche bezogen war und oft als Schlafgelegenheit für meine Schwester und mich diente. Auch ein dunkelgrüner Ledersessel und ein Fernseher hatten ihren Platz in diesem Teil des Zimmers.
Im zweiten Bereich befanden sich eine helle Esstischgarnitur aus Holz mit einer gepolsterten Bank und diversen Stühlen, die regelmäßig zum gemeinsamen Essen, zu Festlichkeiten oder als Spiel- und Maltisch genutzt wurden. Der helle durchlaufende Parkett und die tiefe, mit Holz vertäfelte Decke
verbanden die Bereiche miteinander, was den rechteckigen Raum grösser wirken liess.
Durch drei Fenster wurde das Wohnzimmer lichtdurchflutet und die weissen tapezierten Wände, als auch das Parkett und die hellbraunen Möbel trugen ihren Teil zur hellen, warmen Atmosphäre bei. Die grossen roten Vorhänge an den Fenstern tauchten den Raum in warmes Licht, sobald die Sonne darauf schien, was das Gefühl von Geborgenheit und Wärme auslöste.
Nachts hatte der Raum eine komplett andere Wirkung und Atmosphäre. Es waren keine Rollläden vorhanden, wodurch der Mond zeitweise direkt in das Zimmer schien, der dieses in ein mystisches Licht tauchte. Eine grosse Pendeluhr direkt neben dem Esstisch erfüllte den Raum mit einem regelmässigen Ticken, welches die Stimmung zusätzlich unterstrich. Es waren die besten Voraussetzungen, um sich im Bett schöne Geschichten auszumalen.