Mein kleines rotblaues Zuhause. Geborgen unter feinem Stoff. Der Ruf eines Vogels. Das Mondlicht scheint leicht durch die dünnen Wände. Harter, unebener Boden. Eingerollt im Schlafsack. Nach anfänglicher tropischen Hitze nun eisige Kälte. Ich hebe meinen Kopf und sehe durch das Netzgewebe die Sterne. Ich bin zufrieden. Hier gelten meine Regeln. Auch ein bisschen die Regeln meiner Freundin, die neben mit liegt und im Moment leise schnarcht. Die Wände scheinen draussen nass zu sein. Dass bloss nichts dran kommt. Huch, was schleicht da gerade vorbei? Ein Fuchs, oder gar ein Dachs? Ich kann nicht schlafen. Tastend suche ich die Taschenlampe. Winde mich aus der wohligen Wärme des Schlafsacks, mache möglichst leise den Reissverschluss des Ausgangs auf. Gut haben wir daran gedacht, die beiden Reissverschlussschlitten ganz oben zu platzieren, so finde ich sie sofort. Das Gras ist nass. Mit nackten Füssen bis zum provisorischen WC und schnell wieder zurück. Kriechend bewege ich mich rückwärts – zurück in meinen noch warmes Schlafgemach. Nun schlafe auch ich ein.
Der Morgen. Unser kleines Nest in rotgoldenes Licht getaucht. Wohlig warm durch die aufgehende Sonne. Vogelgezwitscher. Wir bleiben noch etwas liegen. Es ist zu schön sich von der Sonne wecken zu lassen um den Moment nicht noch ein Weilchen zu geniessen. Ausserdem warten draussen im Morgentau noch zu viele Schnecken. Aus unseren Rucksäcken ganz hinten im Zelt kramen wir unser Frühstück heraus. Brot mit Nutella. Im Schneidersitz essend. Ein Festmahl.
In meinem Zelt ist die Welt in Ordnung. Egal wo es steht.