Stefanie Solèr

Lichterheim

Innenraum Collage
Kohlezeichnung 1
Kohlezeichnung 2

Schwarz. Nichts als schwarz. Oder nein, Moment! Ganz langsam wird es etwas heller. Meine Augen gewöhnen sich mehr und mehr an die Dunkelheit. Bereits sind einige Umrisse zu sehen; meine Knie, eng an meinen Körper gezogen, hinunter zu meinen Füssen, langsam auch der Boden, bis hin zur Wand. Es riecht nach Karton, ein bisschen nach Keller. Ein nebelhafter, etwas modriger Geruch. Aber angenehm. Ein wohliges Gefühl breitet sich in mir aus. Jetzt sehe ich die winzig kleinen Staubpartikel, die in den Lichtstrahlen vor sich hintanzen. Ganz langsam bewegen sie sich, sie schweben mir sanft entgegen und wirbeln sich wieder auf, wenn sie auf meinen tiefen Atem treffen. Wie eine Milchstrasse in einem unendlichen Kosmos folgen sie den Umrissen der vor mir liegenden, eingeschnittenen Tür. Sie ist geschlossen, doch trotzdem findet das Licht seinen Weg hindurch durch den Rahmen ins geborgene Innere. Nur ganz dumpf nehme ich gelegentlich Geräusche von draussen war. Schritte im Treppenhaus, klirrende Gläser. Doch alles ist weit, weit weg. Mit der Zeit nehme ich auch diese nicht mehr war. Ich höre nur noch meinen Atem, der mit zunehmender Wärme im Raum immer ruhiger wird. Ich lege mich sachte, den Kopf etwas eingezogen, auf den Rücken. Ein leises Schleifen. Der Raum ist nicht gross, aber gerade genügend gross, sodass ich mich mit angezogenen Knien hinlegen kann. Über mir ist es dunkel, ich sehe nur die Staubkörner, wie sie über meinen aufgestellten Knien im Lichtstrahl schwimmen.

Ausserhalb meines Raumes befindet sich mein Zimmer. Es ist jedoch noch leer, wir sind gerade erst eingezogen. All meine Möbel sind noch im Zimmer nebenan. Der Raum wirkt hell, nichts steht dem Licht, das durch die drei Fenster strahlt, im Wege. Die Wände sind weiss, der braune Parkettboden vermittelt eine gewisse Wärme. Es riecht nach frischer Farbe, nach Neu. Ich befinde mich in Mitten dieses äusseren Raums in meinem kleinen, selbstgebastelten Haus aus einer Umzugskiste. Ich fühle mich geschützt, umschlossen durch den Raum im Raum, abgeschottet von der Welt, heil in meiner Eigenen.

Papiermodell 1
Papiermodell 2 / Prozessbild
Gussmodell 1
Gussmodell 2 / Atmosphärisches Bild