Es war Nachmittag, die Sonne stand mir im Gesicht und ein angenehmer Wind wehte. Es roch nach Laub und Holz und ich spürte förmlich die Freiheit dieses Ortes. Ich stand mitten auf dem grössten Baum weit und breit. Besser gesagt auf meinem Baumhaus. Zusammen mit meinem Vater hatte ich dieses in einem kleinen Wäldchen oberhalb unseres Hauses gebaut. Es war mein ganzer Stolz. Unzählige Stunden verbrachte ich auf dem Gebilde aus Holz.

Das Baumhaus war kein eigentliches Haus sondern eine ineinander verschachtelte Kombination aus Brettern. Es gab eine Plattform die von Wänden umgeben war und ein Dach das vor dem Regen schützte. Mit der Zeit erweiterte sich das Baumhaus zu einem Konstrukt aus verschiedenen Holzelementen, da ich mit meinen Freunden je nach Lust und Laune oder Bedürfnis ein Stück Holz hinzufügte. Trotz der kleinen Fläche und dem eher einengenden Raum, fühlte ich mich auf diesem Baumhaus so frei wie nirgends sonst. Ständig war man umgeben von Licht, Luft und dem Geruch des Waldes. Der breite Baumstamm auf dem das Baumhaus stand, verlieh der luftigen Konstruktion trotz seiner Höhe eine Art Sicherheit und Geborgenheit. An diesem Ort war ich Pirat, Indianer, Ritter und Räuber. Rund um den Baum tobten grossartige Fantasieschlachten und nicht selten war das Baumhaus auch Ausgangspunk vieler Abenteuer.

Wenn abends die Sonne unterging, brach sich das Licht der Sonne in den Blättern und Astgabeln des Baumes, drang durch die Wände nach innen und hüllte das Baumhaus in ein magisches Licht. Oft sass ich mit meinen Freunden in dem Gebilde, bis unsere Fantasien durch das Vertraute Rufen meiner Mutter unterbrochen wurden und wir wieder auf den festen Boden zurückkehren mussten.