Warm scheint es mir auf die Schultern. Ein weiterer schöner Sommertag zeigt sich. Das Blau des Himmels vereint sich mit dem eisig klaren Wasser des Flüsschens. Meine Eltern erzählten, es würde direkt in die grosse Maggia fliessen und da Eins werden mit ihr. Der Wasserfall, einige Meter von mir entfernt, plätschert. Manchmal höre ich Menschenstimmen, nur selten aber sehe ich jemanden.
Ich schaue mich um, soweit meine Augen reichen, sehe ich Steine. Grosse Steine, kleine Steine, glatte, raue, glitzernde, matte, runde und kantige.
In ihren Formen zeigen sich die verschiedensten Gesichter. Sogar Tiere erkenne ich in ihnen. Ich frage mich wie lange die Steine echt schon so daliegen und wie sie überhaupt hierhergekommen sind. Auf den grossen Steinen lasse ich mich sonnen wen ich aus dem eiskalten und spiegelglatten Wasser steige. Die kleinen Steine lasse ich über die Wasseroberfläche hüpfen.
Von Morgenfrüh bis Abendspät beschäftigen die Steine mich. Die Geduld die sie abverlangen, wenn ich sie zu Steinmännchen staple. Oder das Geschick, dass es braucht, die richtigen Steine nebeneinander, übereinander und hintereinander zu legen, um eine sichere und stabile Staumauer zu bauen.
Stundenlang sitze ich im kalten Wasser, aber die Steine lassen mich alles vergessen. Wie eine Goldschöpferin fühle ich mich, wenn ich zwischen den grossen Steinen die kleinen Prachtexemplare unter ihnen suche. Wie mich die Steine auch zur Klippenspringerin und zur Kletterin werden lassen. Verwunderlich finde ich auch, wie warm die grossen Steine am Nachmittag in der Sonne sind und wie kalt sie doch morgens oder abends im Schatten sein können.
Langsam verschwindet die Sonne. Das Wasser wird noch eisiger und die Steine verlieren langsam ihr Glitzern. Die Stimmen meiner Eltern dringen durch. Rebekka, wir sind morgen auch wieder hier, - die Steine laufen nicht davon.