Mein Erinnerungsraum befindet sich nur an einem Ort und doch bewege ich mich ständig fort. Er verändert seine Grösse und seine Form und passt sich damit meinen Bedürfnissen an. Ich nehme die Welt um den Raum herum wahr, auch ich werde wahrgenommen und doch sieht man mich nicht. Der Raum ist mal leise, mal laut. Er ist mal hell und mal dunkel. Mal fühle ich mich darin ganz frei und geborgen, mal ist er beengend. Und doch ist er für mich ein Symbol des absoluten Wohlbefindens.
Die Liebe und Sicherheit, welche mir meine Mama vor 21 Jahren 36 Wochen lang gegeben hat, stelle ich mir als die wohl prägendste Zeit meiner Kindheit vor. Ich bin seither nie mehr so stark auf eine andere Person und deren Wärme angewiesen gewesen.
Ich höre ununterbrochen ein pulsierendes Geräusch, welches sehr entspannend klingt. Der mit Wasser gefüllte Raum und die Klänge sind ein Zeichen des Lebensgefühls.
Wenn Licht auf den Bauch meiner Mama trifft, scheint alles ganz hell und warm, die Wände wirken dabei fast durchsichtig.
Der Gedanke, komplett im Wasser zu liegen, zur selben Zeit zu tasten, zu hören und zu sehen, finde ich sehr interessant. Mein Erinnerungsraum ist mir sehr vertraut und ich meine, ihn vollkommen zu kennen und doch gibt es ständig etwas Neues zu entdecken.
Ich lerne mich selber unglaublich gut kennen. Und finde zudem heraus, wie ich mich bemerkbar machen kann, meine Wünsche und Bedürfnisse mitzuteilen und mein Wohlbefinden auszudrücken. Mein Zuhause ist frei von jeglichen Vorgaben und gibt mir das Gefühl von Freiheit.
Ich bin alleine und doch bin ich seither nie jemandem für eine so lange Zeit so nahe gewesen.