Wenn Bären einen Winter lang schlafen können, dann kann ich das auch.
Ich liege zusammengekauert in meiner selbst erbauten Schlafhöhle, es umgibt mich eine warme Schicht, von Daunen und Textilien. Um mich herum ist alles dunkel, fast dunkel, das wenige Licht das bis zu mir durchdringt ist rot gefärbt. Gedämpft dringen auch Stimmen zu mir, vertraute Stimmen, da ist meine Schwester, meine Eltern und Grosseltern, ich verstehe die Worte nicht, höre nur den Klang von Gesprochenem.
Ich bin Kopfs voran in meine Höhle geschlüpft und hab sie hinter mir auch gleich wieder geschlossen. Der Raum legt sich wie eine Schutzschicht um mich. Mir ist heiss, heiss von all den Federn um mich und heiss vom Fieber. Mein Körper schmerzt und der Hals brennt, trotzdem ist mir wohl. Ich fühle mich umsorgt und beschützt. Die ganze warme Luft die mich umgibt, riecht als würde ich in den Armen meines Vaters liegen. Sie riecht nach Männer-Deo, Waschmittel und ein wenig nach Schweiss. Sie riecht nach all den vergangenen Abenteuern, nach kalten Nächten im Regen und salziger Meerluft.
Ich werde den ganzen Winter hier drin bleiben, oder zumindest bis zu den Geschenken - Ich bin ja schliesslich ein Bär.
In Gedanken streiche ich mit meinen Fingern über die Wände, fühle wie sich die Federn aufblasen und bei einer Naht wieder zusammenziehen. Die Wände bewegen sich mit mir, hebe ich den Kopf hebt sich die ganze Höhle, zittre ich mit dem Fuss zittert auch die Wand. Die Schlafhöhle und ich verschmelzen langsam, es gibt nur noch mich. Mich in meiner kleinen Welt.
„Naima, da drin bechunsch doch iz de gad kei Luft meh, chum schlüf wieder usem Schlafsack ussä“. Naja. Mich und eine besorgte Bärenmutter.