Um den Raum zu erreichen durchquerte man einen alten feuchten Gang bis ans Ende und bog dann links ab. Man hatte mehrere steinige Schwellen zu überqueren und nach jeder wieder den Lichtschalter für die nächste Etappe zu suchen. Ob der Raum eine Tür hatte ist mir nicht mehr klar. Vielleicht deshalb, weil er nicht dazu einlud eine, wenn auch vorhandene, Tür zu schliessen.
Der Keller war dunkel. Einzig eine Glühbirne an der Decke brachte Licht, aber ohne Verlass. Erlosch sie, drangen nur durch feine Schlitze in der Decke dünne Lichtstreifen aus der Werkstatt herunter, wie feine Vorhänge aus Staub. Wohl mit Grund warum eine Tür nicht wäre geschlossen worden.
Der Raum bestand aus einem Hauptgang und zwei Nebengängen, welche durch massive Metallregale defi niert wurden. Die Regale waren vollgepackt mit hunderten von kleineren und grösseren Kartonkisten, beklebt mit unterschiedlichen, zum Teil kaum mehr lesbaren Etiketten und Zeichnungen von Schrauben, Knöpfen, Griffen, Scharnieren und Muttern. Ich kann mich nicht an Ecken des Raums erinnern. In meiner Erinnerung ist der Raum rund, wie eine Höhle in Stein gemeisselt und doch schwer. Der Boden war uneben und steinig, die Decke bestand aus den Holzdielen des oberen Geschosses. Durch die Decke rieselte immer wieder Staub, welcher, die auch wenn einmal vorhandenen Ecken, schön ausfüllte und abrundete. Gewisse Kisten wagte man gar nicht mehr anzufassen, da sie vor Feuchtigkeit und alter brüchig waren, was ich selbst erfahren durfte bei der Suche nach schönen Metallstücken für eine Perlenkette.
Der Geruch war streng. Es roch nach Staub und Feuchtigkeit, aber ich mochte den Geruch. Trotz der düsteren Grundstimmung, war ich aber gerne da. Eine kleine Schatzkammer, die man nur als das wusste, wenn man meinen Grossvater kannte. Eine Sammlung von Dingen, die er nie hätte entsorgen können, teils schon übernommen von seinem Vater. Man könnte ja noch irgendwann davon Gebrauch machen, wenn es auch nur für eine Kette war, an denen die Grosskinder sich erfreuten.