Elen Friede

Bretagne

Innenraum Collage
Kohlezeichnung 1
Kohlezeichnung 2

Das Einatmen war salzig und das Duvet leicht feucht. Das Meer floss mit seinem Duft fühlbar durch alle vier Wände. Ich sah den Atlantik vom Fenster aus, auch wenn ich dafür auf’s Bett stehen musste. Doch ich hörte die brechenden Wellen auch dann, wenn meine Mama, die Jalousien schloss, weil es Zeit war zu schlafen. Der Boden war immer kalt, das helle Holz schien sich der Temperatur des Meeres anzupassen und meine Stimmung, diesem monotonen Geräusch des Wellenschlags von draussen. Eine nicht allzu leise Stille hatte sich hier Platz gemacht. Als hätte man jegliches Geräusch, ausser jenes der blauen Unendlichkeit, ausgelöscht. Sodass Stille, dieses eine Geräusch bedeutete. Die eine Wand, zu der ich beim im-Bett-liegen meinen Kopf gerichtet hatte, war gelb. Mein Papa hatte sie gestrichen, was diese sanfte Wärme inmitten all dem, was vom Wind kalt geworden war, bestehen liess. Die kurzen vier Wände schlossen eine Verbindung durch die hohe Decke, die dem Raum irgendeine Freiheit liess, die auch ich hier empfand. In der Nacht entnahm der Mond diesem Raum die gänzliche Dunkelheit, was ich liebte. Neben dem Fenster hingen zwei Schwemmhölzer an einer Schnur von der Decke hinunter. Wenn ich das Fenster offen liess und der kühle Atlantikwind genug stark war, schlugen die beiden angeschwemmten Hölzer ruhig aneinander und erzeugten diese beruhigende, rein zufällige Melodie, die eigentlich keine war. Und trotzdem war es das Einzige, was diesem Zimmer, die Stille der Nacht entnehmen konnte. Das Salz, das in der Feuchtigkeit dieses Raumes lag, reiste jedesmal mit mir zurück nach Hause. Und was ich immer erst auf der Rückreise empfand, war diese langandauernde Melancholie. Das Gefühl, das Meer erst in ein paar Monaten wieder vom Bett aus, einatmen zu können.

Papiermodell 1
Papiermodell 2 / Prozessbild
Gussmodell 1
Gussmodell 2 / Atmosphärisches Bild