Erinnerungsraum
Schmale Sonnenstrahlen Fluten über den Korkboden. Immer in denselben Abständen, gleich wie die Lamellenstoren, welche heruntergelassen wurden, um mich zum Schlafen zu bringen. Jedoch möchte ich noch nicht schlafen, denn es ist noch nicht dunkel. Ich kann es ja sehen, anhand der Sommersonne, die sich durch die Schlitze des Storens drucken. Auch höre ich Kinderstimmen, welche immer noch draußen spielen dürfen. Ich jedoch muss schlafen. „Du bist erst im Kindergarten, du brauchst den Schlaf“, haben meine Eltern behauptet, als ich fragte, weshalb meine Geschwister noch wach bleiben dürfen. So liege ich mich unfair behandelt auf meinem kleinen Bett und schaue den Schatten zu, welche über die Legosteine, Kappla-Klötze und meine Stofftiere tanzen. „Sogar das Licht darf noch spielen.“ So bleibt mir nichts anderes übrig, als liegend mich umzusehen. Hoch zum Holzregal, auf welchem eine kleine rot gelbe Metallflasche mit Dalmatiner darauf steht, falls ich doch noch Durst bekomme. Wenn ich über das Schattenspiel sehe, erblicke ich ein Bild von Miro in einem roten Holzrahmen an der Wand. Dahinter ist eine weisse Wand. Die grossen Leute beachten diese Wand nie wirklich, jedoch verbirgt sich in dieser Wand unzählige Geschichten, die mir helfen einzuschlafen. Dank des groben Abriebes und der Lichtstrahlen, zeigen mir die Schatten Figuren, die eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte aus Träumen und Fantasiewelten. Im Gedanken verharrend, merke ich nicht, dass ich bereit in eine Traumwelt abgeschweift bin. Der Raum saugt mich hinein und alles beginnt in allen Farben und Formen zu drehen. Ich bin mitten drin, wie es alles herunterzieht und zu schweben beginnt. Lauter Räume, die nicht zu fassen sind, welche mit unbekannten Dimensionen verschmelzen.
Mit einem Ruck werde ich aus dem Traum gerissen. Das Licht-Schatten-Spiel ist erloschen. Es ist dunkel. Sehr nahe bei mir rieche ich Kork, Holz und Staub. Verwirrt versuche ich zu erraten, ob ich noch träume oder auf engem Raum gefangen bin. Als ich meinen Kopf hebe, merke ich sehr schnell, wie mein Kopf auf Holz trifft. Da dämmert es mir: Ich bin wieder einmal im Schlaf unter mein Bett gefallen.