GEBORGEN
Ich öffne die Wohnungstür und setzte den ersten Schritt ins Treppenhaus, die beige Fussmatte, auf der ich stehe, fühlt sich grob und borstig an. Es dämmert und die Sonne ist bereits fast ganz aufgegangen. Die ockerroten Bodenplatten auf dem Flur leuchten förmlich und die Sonnenstrahlen küssen die Treppentritte aus Eichenholz, die so schön im grauen Beton eingebettet vor mir liegen. In dem Moment als meine Fussspitze den Boden berührt, schaudert es mich. Der Boden ist eiskalt und auch der Rest des Treppenhauses ist nicht gerade warm, aber schliesslich ist es auch Morgen und ich trage nur meinen Pyjama und keine Socken.
Ich entscheide mich deshalb die Treppe schwungvoll in zwei Sätzen hinunterzugleiten. Auf der Zwischenplattform bleibe ich kurz stehen und genehmige mir einen Blick in den Garten durch die grossen Fensterscheiben, die vom Boden bis zur Decke reichen und mindestens doppelt so gross wie ich sind. Mit den Armen am hölzernen Fensterrahmen hängend und mit dem Gesicht gegen das Fensterglas gepresst, beobachte ich den Nebelteppich, der vom Wind aufgewirbelt wird.
Ich widme mich dem weiteren Abstieg der Treppe, an der Scheibe hinterlasse ich einen runden Abdruck meiner Stirn, die vom Tau ganz kalt und nass ist. Im Untergeschoss angekommen, lausche ich an der massiven Holztür, die ebenfalls aus Eiche besteht. Ganz dumpf kann ich den Radio durch die dicke Tür identifizieren. Vorsichtig drücke ich die metallene Türklinke nach unten und versuche dabei keine lauten Geräusche zu machen. Ein warmer angenehmer Luftzug streicht mir durchs Gesicht und der Duft von frischem Kaffee steigt mir in die Nase. Ich trete leise ein und im Gegensatz zu den Platten im Treppenhaus war der Boden hier ganz warm. Im Flur ist es noch dunkel, die Sonne wirft einen schmalen Lichtkegel gegen die Wand neben mir. Ich stürme brüllend in die Küche und erwische meinen Paten, wie er vor Schreck fast seine Tasse fallen lässt.