Gianna Goldschmid

Il giardino di Nonna

Innenraum Collage
Kohlezeichnung 1

Ich sitze auf der Mauer, meine Beine lasse ich links und rechts davon runterbaumeln. An meinen nackten Zehenspitzen fühle ich die frischen Grashalme. Vor mir ein Schachbrett, welches mich von meinem Bruder trennt, der sich konzentriert übers Spiel beugt. Links von mir erstreckt sich der grüne Garten meiner Nonna; eine grosse mit Gänseblümchen beschmückte Wiesenfläche, meist mit etlichen spitzigen Pieniennadeln bedeckt. Die Luft riecht frisch nach Frühling. Sobald jedoch die trockene Hitze des Sommers kommen wird, wird sich der saftige Rasen in eine hellbraune, dürre Wiese verwandeln.

Wenn ich mich nach Rechts drehe, blicke ich auf die Terrasse: der Boden ist mit quadratischen Steinplatten belegt, dazwischen Kieselsteine. Der raue Grund bietet für unsere Füsse einen angenehmen Kontrast, wenn sie sich von der pieksigen Nadelwiese erholen mussten.

Neben dem Esstisch stehen die Blumentöpfe, die häufig als Versteck für die Schoko-Osterhasen gedient haben. Teils haben wir dort auch im Sommer noch geschmolzene Schokoladeneier gefunden, die wir an Ostern übersehen haben mussten.

Die Sonne wärmt unsere Gesichter. Im Hintergrund hören wir regelmässig das Läuten der Kirchenglocken und genauso regelmässig ein filmreifes TaTüTaTa eines Postautos, welches sich durch die engen Kurven schlängeln muss um die abgelegenen Dörfer zu erreichen.

Die Landschaft ist geprägt von bewaldeten Hügeln, die von Freileitungsmasten geschmückt werden. Trotz dem sichtbaren Stromnetz sieht es nach einer unbewohnten Gegend aus.

Ich fühle mich stets befreit wenn ich im Garten meiner Nonna bin.

Mein umherschweifender Blick findet zurück zum Schachbrett. Erstaunt stelle ich fest, dass mein Bruder seinen Zug immer noch nicht gespielt hat und murre ihn an: „Chasch itz endlech mau spiele?!“

Papiermodell 1
Gussmodell 1
Gussmodell 2 / Atmosphärisches Bild