Verschlafen vom Hochbett herabgeschaut, sah ich die Sonne auf die Wand strah-len. Eine Wand, welche zuvor neu gestrichen wurde und weiss, wie der Schnee auf unserem Balkon war. Viele bunte Stifte und Pinsel liegen auf dem alten Holzboden und sind überall im Zimmer zwischen den Spielzeugen verteilt. Trotz der Unordnung im Zimmer bringt die Stille dem Raum eine gewisse Ruhe. Eine Ruhe, welches mir das Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden gibt.
Die obere Hälfte der Wand ist unberührt und weiss. Die untere Hälfte ist je-doch beschmückt. Beschmückt mit den Kritzeleien meines Bruders und mir. Unse-re unterschiedlichen Körpergrössen gaben uns das Format vor, an den wir uns unbewusst hielten. Bis zu einem Meter in die Höhe sieht man die abstrakten Kritzeleien meines Bruders und darüber sieht man meine. Es fing mit kleinen Bleistift-Zeichnungen an, welche ich heimlich wieder wegradierte, sodass es meine Eltern nicht sehen. Doch ich sollte mich nicht vor meinen Eltern hüten, sondern vor meinem 4-jährigen Bruder, welcher die Bleistift-Zeichnungen über-sprang und mit Filzstiften der Wand eine neue Verzierung gab, welche man nicht mehr rückgängig machen konnte.
Die Kritzeleien begleiteten uns viele Jahre und gaben dem Raum seine Persön-lichkeit, denn es widerspiegelte unsere Kindheit und die ersten Erinnerungen an die Kreativität.