Nachdem ich die Zahnpasta auf die Zahnbürste gedrückt habe, laufe ich durch die Türe nach draussen. Ich spüre den kalten Natursteinboden unter meinen Füssen, laufe weiter über den verwilderten Rasen, bis ich meinen Lieblingsplatz erreicht habe. Der Abschluss der Natursteinmauer unter der Pergola ist erwärmt von der Morgensonne. Ich setze mich drauf, lehne mich gegen den alten Massivholzpfeiler hinter mir und beginne, meine Zähne zu putzen. Ich schaue in die Weite, ins Tal hinunter mit den unzähligen, verschiedenfarbigen Häusern, der grossen Autobahn, dessen ständiges Geräusch schon ein wichtiger Bestandteil dieses Ortes ist und schaue den Zügen nach, die unter mir entweder die Verzweigung durchs Tal Richtung Locarno nehmen, oder schräg den bewaldeten Hügel hinauffahren, um nach Lugano oder sogar Italien zu gelangen. Ich schliesse meine Augen und höre dem Autobahngeräusch zu, das sich mit dem penetranten Zirpen der Grillen mischt. Irgendwo in der Ferne beginnt eine Kirche zu läuten, dann setzen nach und nach weitere Kirchen aus verschiedenen Richtungen ein. Einige schlagen acht mal, andere länger, eine unregelmässige, beruhigende Melodie. Bereits am Morgen ist der heimelige Duft bestehend aus einer Mischung aus Thymian, Reben und Sonne da. Um diesen besser wahrzunehmen, gehe ich kurz zurück ins Haus, spucke die Zahnpasta aus, hole ein Buch und gehe zurück an meinen Lieblingsplatz, auch wenn meine Eltern es etwas gefährlich finden, denn rechts neben mir geht es steil nach unten, ein Paar Meter, wo die Natursteintreppe durchgeht.