Zweidler Ashley Melissa

Welche Realität?

Innenraum Collage
Kohlezeichnung 1
Kohlezeichnung 2

Leise schleiche ich die steile Holztreppe hinauf, schlüpfe durch die grosse Türe und schiebe sie hinter mir zu. Das Licht ist schummrig. In den vereinzelten Strahlen der hellen Sommersonne, die durch die vielen Ritzen im Holz dringen, tänzelt der Staub. Die Luft ist etwas stickig. Es riecht nach Sägemehl und Abenteuern. Bevor sich meine Augen ganz an das Licht gewöhnen, taste ich mit meinen Füssen den Boden ab. Er ist behaglich warm und staubig. Überall in der Dachschräge liegen grosse Holzplatten, lange Baumstämme und Latten, alte Möbel, Türen, Schrauben und Werkzeuge. Ein Wald voller unentdeckter Schlupfwinkel und vergessener Geschichten. Und ganz hinten rechts, das weiss ich genau, liegt unter dem Leintuch das aller Beste versteckt: ein alter Seifenkasten, mit dem schon mein Grossvater rennen gefahren war. An der Decke hängt nebst unzähligen Spinnweben eine Schiene, die im Dachgiebel von einem Ende des Raumes bis ans andere Reicht und daran ein Kran. Vorsichtig, dass ich keinen Holzspiess in die Fusssohle kriege, laufe ich in die Mitte des Raumes auf die grosse hölzerne Falltür im Boden zu. Das gedämpfte Wirren von Maschinen, das Kreischen der Kreissäge und das Hämmern von Werkzeugen erfüllt den Raum. Langsam lege ich mich flach auf den Bauch, spähe durch den Türspalt und beobachte die Vorgänge in der Werkstatt. Wie ein Vogel, auf einem Ast im Baum sitzend schaue ich auf die Leute hinab, wie sie emsig ihrer präzisen Arbeit nachgehen. Es fühlt sich gut an, unsichtbar zu sein. Nach einer Weile aber habe ich mich satt gesehen, denn das Wuseln der Erwachsenen macht müde und das nächste Geheimnis in den verborgenen Winkeln des Dachbodens wartet bereits, von mir entdeckt zu werden.

Papiermodell 1
Papiermodell 2 / Prozessbild
Gussmodell 1
Gussmodell 2 / Atmosphärisches Bild