Orsinger Fabienne

Unbequeme Geborgenheit

Innenraum Collage
Kohlezeichnung 1
Kohlezeichnung 2

Es roch nach verbranntem Holz, Essen, Estrich, eben einfach nach dem Haus meiner Grosseltern, wo ich gerne zum Übernachten hinging. Die Wände und Decken hatte mein Grossvater aus dunklem Täfer selbst gemacht, was den Raum dunkel aber durch das einfallende Licht der Fensterfront trotzdem freundlich wirken liess. Der Boden war ausgelegt mit einem dunklen, kratzigen, grünen Teppich, an dem meine Socken unangenehm hängen geblieben sind. Ich habe mir immer das Bett ganz hinten in der Ecke ausgesucht und nicht das Freistehende. Balancierend auf der hölzernen Bettkante und meine Fingerspitzen in die Lücken des Täfers gekrallt, hatte ich dann versucht den Lichtschalter neben der Holztür zur erreichen damit ich den kratzigen Boden mit meinen nackten Füssen nicht berühren musste. Eingekuschelt unter der dicken, schweren mit Flanellbettwäsche bezogenen Decke konnte ich nur das Ticken der grossen Wanduhr im Wohnzimmer und in der Ferne ein paar Glocken von Kühen oder Schafen hören. Der Raum war dunkel, nur der mit oranger und grüner Wolle umwickelte Lampenschirm gab ein gedämpftes, warmes Licht in den Raum ab. Je nach Winkel blendete das Licht scharf durch die Lücken in der Wolle. Das Licht war gerade noch ausreichend, um in einem nach Estrich riechenden Taschenbuch von Donald Duck zu blättern. Wenn es dann dunkel war und nur noch die Strassenlaternen etwas Licht in das Zimmer brachten, habe ich die Anzahl der diagonal verlegten Holzlatten an der Decke zu zählen versucht. Wurde aber damit nie fertig. Wenn draussen in der Dunkelheit ein Auto vorbeifuhr und das Licht der Scheinwerfer auf das Zimmer traff, konnte ich die gelben sich regelmässig wiederholenden Abbildungen von Sonne und Mond auf den dunkelblauen Vorhängen kurz erkennen und der Lichtkegel bewegte sich durch den ganzen Raum, bevor es wieder dunkel und still wurde.

Papiermodell 1
Papiermodell 2 / Prozessbild
Gussmodell 1
Gussmodell 2 / Atmosphärisches Bild