Vom bösen Traum erwacht, auf dem Weg zu Schutz und Geborgenheit im Elternschlafzimmer. Im Dunkeln tappend finde ich den Weg aus meinem Kinderzimmer. Ein finsterer endlos wirkender Gang liegt vor mir. Die Betätigung des Lichtschalters bringt nur wenig Erleichterung, denn umso angsteinflössender türmt sich nun das raumhohe Fenster vor mir auf. Die ungewisse Leere, der ins Endlose führenden geschwungenen Treppe, ist in der vom Alptraum beeinflussten Fantasie, Raum für alle bösen Gestalten und Kreaturen, die nur auf das kleine Mädchen am Ende des Ganges warten. Ich fasse allen Mut in mir zusammen und gebe meinen Füssen den Befehl zum ersten Schritt in Richtung unbekannte Angst. Je näher die Dunkelheit rückt, desto schneller schlägt mein Herz. Der weiche Teppichboden unter meinen Füssen, schluckt jedes Geräusch meiner Schritte. Totenstille strotzt mir entgegen. Höre ich meinen eigenen Herzschlag oder bilde ich mir das nur ein? Die ersehnte Türe ist in greifbarer Nähe. Doch das Schlimmste ist noch nicht überstanden. Denn um mich vor allen bösen Monstern in Sicherheit zu bringen, muss ich nun der bedrohlichen Dunkelheit den Rücken zuwenden. Das Runterdrücken der Türfalle durchbohrt die entsetzliche Stille. Im nächsten Augenblick nehme ich den warmen Geruch meiner schlafenden Eltern wahr. Ihre Decke umhüllt meinen kleinen Körper. Ich bin in Sicherheit! Und alles Böse hat sich in Luft aufgelöst.