Heimoz Sophie Lara

Verborgen Geborgen

Innenraum Collage
Kohlezeichnung 1
Kohlezeichnung 2

Das rhythmische Geräusch von Zigeunermusik findet seinen Weg durch die Fliegengittertür von draussen hinein. Gitarrenseitenzupfen, Händeklatschen und Kastagnetten. Es knarzt ein wenig, bevor die Tür hinter mir wieder über den Plattenboden zurückschweift. Kühle, leichte Dunkelheit, alte braune Möbel, Muscheln, dynamisch gemusterte Stoffe in Grün, Bordeauxrot und Orange begegnen mir. Eine nicht fassbare etwas schwere Energie liegt in der Luft. Obwohl ich immer diese Schwere spüre, wenn ich den Eingangsbereich, der zugleich das Wohnzimmer ist, betrete, so fühle ich mich trotzdem geborgen in dem mir vertrauten Anblick und den Erinnerungen, die ich in diesem Raum verstaut habe. Der wohlfühlende Geruch des Seidenkissens und des Balistoffes des Sofas, der mir um die Nase streicht, wenn ich mich darauflege. Hier habe ich jedes Mal ein und dasselbe Buch gelesen, bis ich es in und auswendig kannte. Und trotzdem habe ich mich jedes Mal gefreut, durch die ein wenig vergilbten und gebrauchten Seiten zu blättern und mich in die mir familiäre Geschichte zu begeben. Der vertraute Anblick des orangen gelben Bildes mit den abgebildeten schwarzen Torros, das man vom Sofa aus frontal betrachten kann. Am linken Rand des Bildes hängt ein Schlüsselbund. Ein roter Schlüssel für das obere Schlüsselloch der türkisgrünen leicht abgenutzten Eingangsläden und ein violetter für das untere, verbunden mit einem Silberring. Auf dem Terrakotta Boden, sowie auf dem Teppich hat sich eine dünne Schicht von Sand eingenistet, der nach dem Baden am Meer mit meiner Schwester und meinen Eltern liegen geblieben ist. Der Teppich fühlt sich ein wenig sandig und rau an, wenn ich barfuss darüber gehe. Hier habe ich oft mit meiner Schwester gespielt. Es ist auch derselbe Teppich, auf dem mein Papa mit einem Glas Rotwein in der Hand filmreif ausgerutscht ist, nachdem wir bei einem von mir in der Schule gebastelten Spiel eine Regelauseinandersetzung hatten. Wenn ich meinen Blick geradeaus durch den Rundbogen schweifen lasse, erkenne ich den dunkelbraunen, alten, etwas wackligen Holztisch. Wenn man die Finger darüber streifen lässt, kann man die Kerben und Erinnerungen spüren. Wenn ich Glück hatte, gab es am Morgen frische Croissants auf dem Tisch. Am Abend haben wir dort Spiele gespielt. In den Osterferien manchmal auch mit meiner Tante und meinem Onkel. Das Cheminée mit dem Camarguekreuz oberhalb der Feuerstelle befindet sich rechts im Raum. Auf dem Kaminsims ist eine stolze Sammlung von Muscheln und Kerzen mit Bild der heiligen Sarah zu sehen. Manchmal sind auf dem Sims auch sonstige Raritäten zu finden. Ein kleines Schwemmholz, eine Flamingofeder oder ein neues Papier mit selbstgemachter Farbe meiner Tante. Es ist mein liebster Anblick im Raum.

Papiermodell 1
Papiermodell 2 / Prozessbild
Gussmodell 1
Gussmodell 2 / Atmosphärisches Bild