Mein Kindheitszimmer war mein sicherer Rückzugsort in einer turbulenten Zeit. Es war ein kleiner Raum, dessen Fenster nach Norden zeigte, weshalb nur selten direktes Sonnenlicht hineinströmte. Meistens lag der Raum in einem gedämpften Halbdunkel, durchbrochen nur von dem weichen, fahlen Licht, das sich durch die dichten Vorhänge stahl. Die Möbel waren schlicht: ein Bett mit einer abgenutzten, weichen Tagesdecke, ein alter Holzschrank, der leise knarrte, wenn ich die Türen öffnete, und ein Schreibtisch, dessen Kanten vom Spielen und Basteln abgerundet waren. Der Geruch von altem Holz und frischer Bettwäsche vermischte sich zu einem Duft, der mir Geborgenheit versprach. Das Zimmer roch nach mir, nach meiner eigenen kleinen Welt. Es war meist still, fast gespenstisch ruhig Ð nur das gelegentliche Knistern der Dielen oder das entfernte Rauschen der Bäume vor dem Fenster drangen an mein Ohr. Der Raum schien abgeschottet von den Auseinandersetzungen der Erwachsenen, die im Rest des Hauses manchmal wie ein fernes Grollen zu hören waren. In der stillen Dunkelheit konnte ich oft lange auf dem Bett liegen und die Staubpartikel beobachten, die im schwachen Lichtschimmer tanzten. Der Raum fühlte sich an wie ein Kokon, ein Ort, an dem die Zeit langsamer verging. Ich war oft alleine dort, manchmal von einem sanften Gefühl der Einsamkeit begleitet, das mich jedoch nie bedrückte, sondern vielmehr schützend umgab. Dieser Raum bot mir Trost und Ruhe in einer Zeit, in der die Welt um mich herum unbeständig schien. Ein Kokon der Stille