Ein Erinnerungsraum aus meiner Kindheit ist ein alter kleiner Wohnwagen auf einem belebten Camping Platz am Lago Majore. Der offene Innenraum war für eine Familie nicht sehr geräumig, doch er bot genügend Platz zum schlafen, kochen, duschen und gemeinsamen spielen an einem wackeligen Tisch. Es gab viele Schränke, Ablagen und Fächlein, welche mit einem unzuverlässigen Knopf geöffnet und geschlossen werden konnten. Alle Oberflächen waren aus furniertem Holz und glänzten im Licht der kleinen Deckenlampe. Die vielen spröden Plastikfenster quietschten und ratterten beim Öffnen und liessen sich nie richtig einrasten. Durch die hohen Temperaturen wurde es tagsüber schnell stickig und feucht da drin, so verzog ich mich unter das Vordach, welches einem mit schwerem Stoff und vergilbter Plastikfolie vor der Sonne schützte. Die Aussenwand des Wohnwagens hatte eine speziell hügelige Lackfarbe, worauf ein Logo, eine grosse fliegende Schwalbe, aufgedruckt war. Meine Hände waren fast dauerhaft voll mit fettiger Sonnencreme, zudem roch es immer nach verbrannter Grillkohle. Am Abend kamen die Mücken, welche mit ätzendem Insektenspray und Lavendelrauch vertrieben wurden. Mit der Stirnlampe orientierte ich mich im engen dunklen Raum und kroch auf die obere Etage des holzigen doppel-Hochbetts. Der Abstand zur Decke reichte knapp, um aufrecht zu sitzen, doch ich fühlte mich geborgen wie in einer Höhle. Am gemütlichsten war es, wenn ein Gewitter aufzog und ich unter der dünnen Decke die Stirn an das kalte Fenster presste, um die vorbeilaufenden Regentropfen und die Blitze am Horizont zu beobachten. Das Geräusch des Regens, wenn er auf das Wohnwagendach prasselt, kann ich heute noch beim Einschlafen hören.