In einem sehr grossen, düsteren Raum, der direkt neben der Strassenbahnlinie lag, fühlte man sich oft wie in einer anderen Welt. Die Vibrationen der vorbeifahrenden Strassenbahnen schienen die Atmosphäre des Raumes zu verändern, als ob sie ein unsichtbares Band zwischen der Aussenwelt und diesem geheimnisvollen Ort knüpften. Das Knistern aus dem Dachbogen war beängstigend und liess einen frösteln; es war, als ob die Wände selbst Geschichten aus längst vergangenen Zeiten flüsterten. Trotz seiner düsteren Erscheinung hatte dieser Raum eine besondere Magie. Tagsüber strömte helles Licht durch die zwei grossen Fenster und das kleine Fenster, das in der Nacht den silbernen Mondschein hereinliess. Dieses Licht verlieh dem Raum eine gewisse Wärme und machte ihn zu einem Rückzugsort, an dem ich viele Stunden verbrachte. Es war nicht nur ein Raum; es war ein Ort des Wandels, der mein Leben auf unzählige Weisen beeinflusste. Wenn man durch die Zimmertür trat, fiel der Blick sofort auf den grossen Kleiderschrank auf, der meine Kleidung als auch die meiner grossen Schwester beherbergte. Daneben stand mein Einzelbett, ein stiller Zeuge meiner Träume und Gedanken. Vor dem Fenster befand sich das Klavier meiner Schwester sowie meine Geige – unser musikalischer Bereich, wo wir oft zusammen musizierten und unsere Sorgen für einen Moment vergassen. Das Bett meiner Schwester und unsere Tische vervollständigten diesen besonderen Raum, der aus acht Ecken bestand und voller Erinnerungen steckte. Hier erlebte ich Freude und Trauer, hier wuchs ich heran und fand meinen Platz in der Welt. Dieser Raum war mehr als nur ein Zimmer; er war ein Teil von mir.