Meine Grosseltern lebten in einem bescheidenen Haus in einer ruhigen Kleinstadt. Von aussen schien alles relativ simpel. Ein durchschnittlich grosses, nicht mehr allzu neues Haus mit langweiliger beiger Fassade und einem Wintergarten. Lediglich ein wunderschöner Flieder im Vorgarten stach aus dem homogenen Bild heraus. Um in den Garten zu kommen, ging man entweder die Einfahrt runter oder durch den chaotischen Keller mit einem Sammelsurium an Werkzeugen. Irgendwie war dort alles etwas chaotisch, aber auf eine gute Art. Eine herzliche und belebende Art. Wenn man durch die Tür trat, stand man im Hof, auf grossen, hellen, gepflasterten Steinen. Man, blickte auf zwei triste Garagentore und den weiten wild bewachsenen Garten. Die eine Garage war für ein Auto, die andere stand gerammelt voll mit irgendwelchem Kram, von dem Wohl keiner mehr so richtig wusste, was es ist. Wenn man das schwere Garagentor öffnete, war es dunkel, die Luft war kalt und es roch nach Benzin. Nur durch ein paar kleine, verstaube Fenster schafften es ein paar wenige Lichtstrahlen hindurch. Neben den Garagen führten vier Treppenstufen vom Hof runter in den Garten. Ein schon etwas morscher Tisch mit zwei Bänken stand im hochgewachsenen Gras. Links erstreckte sich eine ellenlange Mauer, bis oben hin bewachsen mit einem riesigen Brombeerstrauch, rechts grenzte uns lediglich ein Zaun von unserem Nachbarn ab. Neben Brombeeren stand der Garten voll mit Bäumen und Sträuchern, welche im Wind raschelten. Apfelbäume Kirschbäume, Zwetschgenbäume und Johannisbeersträucher wuchsen verteilt auf der ganzen Fläche. Überall auf dem Boden lagen Äpfel. An einem dicken Ast hing eine selbstgebaute Schaukel und zwischen zwei Apfelbäumen hing eine Hängematte, in der ich liegend das Schattenspiel beobachtete. Im hinteren Teil hatte mein Bruder mit meinem Opa ein grosses Loch gebuddelt und mit Wasser und kleinen Kaulquappen aus dem nahegelegenen Weiher gefüllt. Einmal hatten wir sogar eine Hüpfburg im Garten. Irgendwie war dort alles erlaubt.