Wenn ich an mein Teenagerzimmer zurückdenke, wird mir klar, wie sehr es meine Vorstellungen von Raum und Geborgenheit beeinflusst hat. Es war ein Raum voller Erinnerungen, der sich jedoch nie ganz wie mein eigener anfühlte. Laut Gaston Bachelard in “Die Poetik des Raumes” ist das Schlafzimmer ein Ort der Intimität, der unsere tiefsten Träume und Emotionen aufnimmt. In meinem Fall war das Zimmer jedoch eine seltsame Mischung aus Vertrautem und Fremdem. Das Zimmer hatte eine ungewöhnliche Form – fast wie ein Viereck, dem eine Ecke fehlte. Mit fünf Ecken und Möbeln, die teils von meinen älteren Geschwistern stammten und teils aus TV-Möbeln bestanden, die nach einem Umzug hinzugefügt wurden, wirkte es oft zusammengewürfelt. Links vom Eingang stand der Kleiderschrank, gefolgt von meinem Nachttisch und meinem Bett, das in der hintersten Ecke des Raumes lag. Auf der rechten Seite dominierten die offene Tür und ein Bücherregal mit offenen und geschlossenen Fächern. Neben dem Regal stand mein Schreibtisch mit meinem damals 13kg schweren Laptop. Darüber hing ein schlichtes Regal, das mit Pflanzen gefüllt war und der kahlen Wand Leben verlieh. Besonders gerne sass ich auf dem Boden und nutzte die Kommoden entlang der Wände als improvisierten Tisch. Jedes Möbelstück erzählte seine eigene Geschichte, und obwohl sie nicht wirklich zu mir gehörten, trugen sie die Erinnerungen meiner Familie mit sich. Nur mein Bett war wirklich mein eigener Ort – ein Rückzugsort, den ich durch Kissen, Plüschtiere, Kuscheldecken und eine Lichterkette zu meinem persönlichen „Nest“ gemacht habe. Dieser Raum bot mir Geborgenheit und Komfort und ermöglichte es mir, mich vom Rest des Zimmers abzukapseln. Die Pflanzen auf dem Regal und die seltenen Sonnenstrahlen, die durch das Dachfenster fielen, schufen eine Verbindung zur Natur. Doch das Licht war nie mein Freund. Obwohl das Zimmer mein eigener Raum war, blieb es durch die ererbten Möbel und die improvisierten TV-Möbel ein geteilter Ort. Dennoch ermöglichte mir die unaufgeräumte, persönliche Anordnung, trotz der Vergangenheit einen Raum zu schaffen, der meine eigene Identität widerspiegelte.